Statement von AGENDA zum Abschluss der Weltsynode und zur Stellung der Frau

Statement von AGENDA zum Abschluss der Weltsynode und zur Stellung der Frau

Der Kairos der Frauen ist jetzt!

Statement von AGENDA zum Abschluss der Weltsynode und zur Stellung der Frau

AGENDA, der über 400 Mitglieder zählende Verein katholischer Theologinnen im deutschsprachigen Raum, begrüßt das Schlussdokument der Weltsynode, insbesondere den Absatz zur Stellung der Frau in der Kirche. Auch der Verzicht von Papst Franziskus auf ein nachsynodales Schreiben und die volle Anerkennung des im synodalen Prozess entstandenen Dokumentes, erachtet AGENDA als bemerkenswert, denn sie fördert die Glaubwürdigkeit der päpstlichen Rede von einer synodalen Kirche. AGENDA unterstützt die bereits veröffentlichten Statements der katholischen Frauenverbände KDFB (Ende der Weltsynode: Der Lernprozess hat erst begonnen - KDFB), kfd (kfd zur Weltsynode: Ergebnisse für Frauen nicht zufriedenstellend - Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD)) und des Netzwerkes Diakonat der Frau (Netzwerk Diakonat der Frau - Internationale Vernetzung) zur Bewertung der Weltsynode. Diese betonen darin einerseits, dass die Weltsynode erst der Auftakt einer synodalen Kirche bedeute, die lernt, die vielfältigen Stimmen – auch die von Frauen – zu berücksichtigen. Andererseits dürfe das Offenhalten der Frage nach dem Zugang von Frauen zum Diakonat in der Formulierung „Auch die Frage des Zugangs von Frauen zum diakonischen Dienst bleibt offen“ keineswegs zufriedenstellen, vielmehr müsse der Einsatz für Gleichberechtigung weitergehen. Die wichtige und anerkannte diakonische Tätigkeit von Frauen in Gemeinden und die Berufungserfahrungen von Frauen weltweit bedürfen auch einer sakramentalen Anerkennung, worauf das Netzwerk Diakonat der Frau hinweist.

AGENDA sieht im Offenhalten der während der Weltsynode viel diskutierten Frage des Frauendiakonats, an dem viele die Glaubwürdigkeit der Weltsynode bemessen haben, die Gefahr einer Vertröstung und unnötigen Verzögerung. Dieser Eindruck wird gerade vor dem Hintergrund der zuvor getätigten Aussage des Papstes, dass die Zeit noch nicht reif sei, erzeugt. Nachdem diese Aussage für eine Flut der Empörung sorgte, erklärte zwar der Präfekt der Glaubenskongregation Fernández, dass diese Aussage auf die Forschungsarbeit der seit vier Jahren arbeitenden Forschungskommission im Vatikan zum Frauendiakonat bezogen gewesen sein soll, jedoch mangelt es uns zunehmend an Vertrauen in solche Aussagen. Denn unklar ist weiterhin, ob das Ergebnis der Forschungskommission die notwendigen Einsichten bereitstellen wird, die für „weitere Unterscheidungsprozesse erforderlich“ sind, wie es im Abschlussdokument zur sogenannten Frauenfrage heißt. Nach wie vor wissen Frauen nicht, auf welche Kriterien sich der Papst letzten Endes stützen wird, um in dieser Frage eine Entscheidung zu treffen. Werden die theologischen Ergebnisse der Forschungskommission das Zünglein an der Waage sein? Oder wird der Papst selbst bestimmen, welche theologischen Argumente entscheidungsrelevant sind? Wer wird letzten Endes entscheiden, ob die Zeit reif ist für das Frauendiakonat? Eine weitere Weltsynode mit einer Beteiligung von Frauen in der Minderheit?

AGENDA weist darauf hin, dass die Zeit für mehr gerechte Teilhabe an Diensten und Ämtern in der Kirche mehr als reif ist. Der Kairos ist jetzt. Im Blick auf die theologische Legitimierung des Frauendiakonats ist in den letzten Jahren viel geforscht und publiziert worden, gerade auch AGENDA Theologinnen haben hier eine Vorreiterinnenrolle eingenommen. Neben der kirchenhistorischen Forschung der vatikanischen Forschungskommission liegen überzeugende theologische Argumente vor, die für das Frauendiakonat sprechen. Andere christliche Kirchen haben den Schritt bereits getan. Die orthodoxen Patriarchate von Alexandrien und Jerusalem praktizieren seit dem Jahr 2017 die Diakoninnenweihe wieder – und die Betonung liegt auf diesem Wort. Neben den katholischen Frauenverbänden fordern viele Reformbewegungen im deutschsprachigen Raum eine geschwisterliche, vielgestaltige und zukunftsfähige Kirche, die nur mit der gleichberechtigten Teilhabe von Frauen an Diensten und Ämtern in der Kirche verwirklicht werden kann.

Die Zulassung von Frauen zum Diakonat ist daher aus unserer Sicht ein Gebot der Stunde und die sich dafür einsetzende katholische Frauenbewegung ein Zeichen der Zeit. Überall in der Weltkirche gibt es klare Signale, die für eine gleichberechtigte Teilhabe an Diensten und Ämtern in der Katholischen Kirche sprechen. Auch das Arbeitsdokument der kontinentalen Etappe der Weltsynode, das die Ergebnisse der Beratungsphase auf lokaler Ebene dokumentiert, spiegelt die weltweite Forderung nach mehr Partizipation von Frauen wider. Die inzwischen gut dokumentierten Glaubenserfahrungen von Frauen, die sich zu einem Amt berufen fühlen, benötigen jetzt eine lehramtliche Anerkennung. Daher: Der Kairos ist jetzt – der richtige Augenblick ist nun gekommen!

Frauen weiter hinzuhalten, ist aus unserer Sicht ein gefährliches Spiel mit der Zeit. Auf dem Spiel steht für viele Frauen – und nicht nur für diese – die Glaubwürdigkeit der Kirche. Die Hoffnung auf Anerkennung der Berufungen wird weichen und Resignation sich breit machen, wenn Frauen weiterhin in der Schwebe gehalten werden. Weitere Kirchenaustritte werden die Folge sein. Es ist an der Zeit, die Berufungen von Frauen anzuerkennen. Es ist an der Zeit, das Wirken des Hl. Geistes in der Forderung nach gleichberechtigter Teilhabe von Frauen an Diensten und Ämtern in der Kirche zu erkennen und als ernstzunehmendes Zeichen der Zeit anzuerkennen.

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